25.09.2023 19:55

Ausflüge bereichern den Alltag von sozial benachteiligten Jugendlichen

Nicht jede Familie hat die Möglichkeit, mit ihrem Kind / ihren Kindern ab und zu Ausflüge zu machen und dabei auch sportliche oder kulturelle Angebote zu genießen. Dafür fehlt oft nicht nur die Zeit und Kraft wegen belastenden Alltagsverpflichtungen oder aus Krankheitsgründen, sondern vor allem das dazu nötige Geld. Letzteres trifft besonders auf sozial benachteiligte Familien zu. Fahrkosten, Eintrittspreise und auch die Versorgung mit Speis & Trank überfordern einfach das finanzielle Budget dieser Familien bei einem Ausflug.

Nach einer vom Februar 2023 stammenden Studie der Bertelsmann Stiftung gilt wieder jedes fünfte Kind in Deutschland als armutsgefährdet. Alleinerziehende sowie Familien mit drei und mehr Kindern sind davon besonders betroffen. Die ab 2025 geplante Einführung der von der Regierung beschlossenen Kindergrundsicherung – auch wenn sie nochmals aufgestockt werden würde – kann dieser Armutsgefährdung sicherlich nicht maßgeblich entgegenwirken, wenn nicht zuvor die momentan für einen reichen Staat beschämende Limitierung des Finanzbudgets und Betreuungsschlüssels, der räumlichen Gegebenheiten und zusätzlichen Freizeitangebote – auch Ausflüge und Reisen – der Bildungseinrichtungen oder Privat-Initiativen merklich besser ausgestattet werden. Kinder und Jugendliche sind und bleiben nun einmal die Schwächsten jeder Gesellschaft, sollen aber zukünftig im Erwachsenenalter diese gestalten und tragen. Ohne großzügige Investitionen dem aktuellen Bedarf entsprechend bleibt eine effektive Armutsbekämpfung bei Kindern und Jugendlichen eine unrealistische Wunschvorstellung. Gemeinnützige Vereine, Privatspender*innen oder Stiftungen können nur einen geringen Teil dieser betroffenen Kids in Teilbereichen effektiv unterstützen und fördern, aber sicherlich nicht staatliche Aufgaben ersetzen.

Frustration, Antriebslosigkeit, Zukunftsängste und fehlende Lebensfreude – nicht selten verbunden mit depressiven Reaktionen – haben bei vielen Kids aller Schularten in den letzten Jahren nachweislich zugenommen, ganz besonders bei Jugendlichen. Daran sind nicht nur die durchlebte Corona-Pandemie mit ihren belastenden gesellschaftlichen Auswirkungen oder der medial täglich sichtbare Ukraine-Krieg schuld, sondern auch die ständig steigende Verteuerung der allgemeinen Lebenshaltungskosten, teure Mieten mit überfordernden Energiekosten und bestimmt auch beängstigende global auftretende Probleme, die die Psyche der Kids beim Heranwachsen massiv belastet. Die wichtige Orientierungsphase innerhalb ihrer Persönlichkeitsentwicklung wird zunehmend von Angst und Panik bestimmt. Dieser Umstand ist beängstigend und sollte einen reichen Staat wie Deutschland, immerhin an Platz vier im weltweiten BIP-Vergleich, wachrütteln – auch den Freistaat Bayern mit seiner Landeshauptstadt München.

Unser gemeinnütziger Verein "ghettokids - Soziale Projekte e.V." kümmert sich seit seiner Gründung im Jahr 2000 effektiv und erfolgreich ehrenamtlich um sozial benachteiligt Kinder und Jugendliche in München. Dieses Engagement kommt automatisch auch deren Familien zugute. Die Organisation und Ausgestaltung von halb- oder ganztägigen Ausflügen sind eine sinnvolle Bereicherung des Alltagslebens.

Wir konnten mit der finanziellen Unterstützung der Dr. Ingeborg von Tessin und Marion von Tessin-Stiftung im Juli 2023 Ausflüge für Jugendliche aus dem Münchner Norden ins Freibad und in die Disney-Ausstellung auf dem Olympia Gelände anbieten – letzteres leider bei nasskaltem Regenwetter. Selbstverständlich stellten die Ausflüge für die Jugendlichen kostenlose Angebote dar, d.h. Fahrkosten, Eintritt und die Verköstigung (Frühstück & Imbiss) wurden übernommen. Wegen der völlig überfüllten Züge auf Grund des 49-€-Tickets und des schlechten Wetters war es aber nicht möglich, Tagesausflüge in größerer Entfernung durchzuführen – dies werden wir hoffentlich im „goldenen“ Oktober nachholen können. Dabei sollen die Jugendlichen die Wunderwelt der Berge, andere bayerische geschichts- oder kulturbedeutsame Städte oder ihre nähere Lebenswelt mit interessanten Kulturangeboten besser kennenlernen – auch im kommenden Jahr 2024. Denn halb- oder ganztägige ungewöhnliche Ausflüge bereichern genauso wie außergewöhnliche Reisen den Alltag von sozial benachteiligten Jugendlichen, die dabei die Erfahrung machen: Das Leben kann doch lebenswert sein – und auch bei schlechtem Wetter.

Wieder einmal danken wir der Tessin-Stiftung für die grandiose finanzielle Unterstützung. Ohne ihre Hilfe bräuchten wir unsere großzügigen diversen Ausflugsideen wahrscheinlich gar nicht erst planen.