Leonalto - SchlagZeilenLife

Innerhalb des ghettokids-Projektes "Lichttaler" wurde zwischen Januar und Juni 2002 von 4 Jugendlichen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund (Lenci, Onur, Alex, Toni) die CD "SchlagZeilenLife" © erarbeitet.

Leitung dieses Projektes hatten Susanne Korbmacher (Texterin) und Konrad Bücklers (Musik / Studioaufnahme). Finanziert wurde dieses Rap-Projekt durch die großzügige Unterstützung der BMW Group (Produktion).

Die CD wurde im Juli 2002 bei der Premiere des Fernsehfilm "ghettokids" im ARRI-Kino München mit großem Erfolg präsentiert. Aufgrund der überzeugenden Präsentation entschloss sich die BMW Group, in Kooperation mit "ghettokids e.V." und "jens oberwetter filmproduktion" die finanzielle Grundlage für die Produktion des Musik-Clips "SchlagZeilenLife" zu schaffen.

Produktionsdaten:

Regie & Drehbuch: Heike Ulrich
Drehzeit: Oktober 2002 in München
Text: Susanne Korbmacher
Format: Super16 auf Digi Beta/ BETA SP (Pal)
Musik: Konrad Bücklers
Länge des Clips: 7 Min. (inkl. Statement + Abspann), reine Filmlänge: 5:08 Min.

Auszeichnung:

Prädikat - BESONDERS WERTVOLL (FBW)
Diverse TV-Ausstrahlungen und Festival-Teilnahmen
Premiere des Musikclips: 24.11.2002

Cover-Info:

LEONALTO "SchlagZeilenLife" SchlagZeilenLife ist ein Rap, über einen ausländischen Jugendlichen. Er handelt vom Anderssein, vom Alleinsein, der Suche nach Anerkennung, vom Leben auf der Straße, von Gewalt, vom Ghetto. Das ist die Gewalt vieler Kinder im Münchner Norden.

Bezugsquelle:

Das Videotape kann kostenlos bei der BMW Group über die Faxnummer +49 (0)89 35 84 68 61 oder per E-Mail presse@bmw.de angefordert werden.

Der Musik-Clip ist auch als Bonusmaterial auf der DVD "ghettokids" zu finden. (ISBN 3-937045-13-9)

 Rap "SchlagZeilenLife"

Als Kind wenig kapiert / doch gespürt / dass ich anders bin / macht keinen Sinn / danach zu fragen / was sollen Erwachsene dir schon sagen / dass Armut nichts zu tun hat / mit Erbanlagen / nur mit dem roten Faden / der sich durch dein Leben zieht / immer siegt / mit dir macht was er will / halt doch still / du kannst nichts tun dagegen / von wegen / ich halt’s nicht mehr aus / muss raus / das Spinnennetz der Armut klebt / es lebt.

Mit Acht unsre Heimat verlassen / nichts und alles hinter uns gelassen / lernten früh die Armut zu hassen / trugen sie von Land zu Land / sie war nichts Neues / den Vater gab es lange schon nicht mehr / drei Brüder reisten so der Mutter immer wieder hinterher / ganz leer / das Zimmer für Fünf / ‘ne Spülecke dazu / ich fand keine Ruh’ / war noch so jung / konnt’s nicht ertragen / das Bett wurde nass / Lebenshass / oder besser / Bettnässer.

Mit Neun war ich ein Nichts / im fremden Land / Sprache und Sitten mir unbekannt / war begierig / zu zeigen wer ich bin / Angst und Respekt / waren längst dahin / ich spürte die Macht / ich wollte sie haben / einfach zu machen / ohne zu fragen / so ging es weiter / was soll ich dazu sagen / für meine Ehre musste ich mich schlagen.

Die Straße bestimmte mein Leben / sollte mir das wiedergeben / was mir genommen / all die Zeit /

übrig blieb nur die Hoffnungslosigkeit /

streunte herum wie ein verlassenes Kind / ein beschriebenes Blatt im stürmischen Wind /

für Schlagzeilen gut / mit verletztem Mut /

das Ghetto macht einsam / bringt Hunger nach Wut.

Mit Zehn durchgeknallt / nur Gewalt in meinem Leben / abgestorben war das Wie und Was / nur der Hass / bestimmte meine Wut / brennende Glut gegen alles und jeden / als Spinne überleben / im täglichen Kampf / ein einziger Krampf / der Schmerzen  produziert / Tränen ignoriert / dir suggeriert / nicht Opfer zu sein / wer kann schon verstehen / was es heißt / im Bühnenbild zu leben / ohne Gottes-Allahs-Segen.

Mit Elf viel Mist gebaut / die Zukunft verbaut / gelogen / geschlagen / geklaut / mir erlaubt / zu tun was ich wollte / nie das was ich sollte / die Schule besuchen / versuchen zu lernen / ein Schüler zu werden / sinnloses Bestreben / der fremden Welt / wenn das Ghetto dich gefangen hält / die Seele wund / für meine Wut nur ein weiterer Grund.

Mit Zwölf ging’s abwärts / wie im Lift / die Armut ist ein Lebensgift / Bett und Essen kamen kaum noch vor / verzweifelt suchend / ein offenes Ohr / ich hörte / den Chor von Menschen mir sagen / musst deine Gewalt jetzt begraben / und wagen / auf Ämter zu gehen / dort konnt’ ich dann sehen / Armutswehen / plötzlich doch besser verstehen / dies ist ein Ort / wie komm’ ich da ran / an das was ich brauch’ / als Embryo im Ghettobauch.

Die Straße bestimmte mein Leben / sollte mir das wiedergeben / was mir genommen / all die Zeit /

übrig blieb nur die Hoffnungslosigkeit /

streunte herum wie ein verlassenes Kind / ein beschriebenes Blatt im stürmischen Wind /

für Schlagzeilen gut / mit verletztem Mut /

das Ghetto macht einsam / bringt Hunger nach Wut.

Mit Dreizehn wie Zwanzig / stark und gemein / ein brutales Schwein / führte mich auf / Ghettoleben im Dauerlauf / die Gewalt eskalierte / explodierte / mit voller Wucht / wie’ ne Sucht / zu verletzen / andere zu hetzen / keiner wagte zu petzen / mir Einhalt zu bieten / alles Nieten / wer sollte mir was verbieten / negative Energie überbieten / ich sollte ins Heim / ging aber nicht rein / mein Straßensein ging voll daneben.

Mit Vierzehn nur Chaos und nicht endende Wut / goss selber noch Öl in die eigene Glut / floss dann auch mal Blut / genoss ich die Macht / Gewalt hält Gewalt ganz gut in Schach / bis es dann mal ernsthaft kracht / eine nie endende Last / zu umgehen den Knast / es kochte in mir / ein unheimlicher Hass / eigentlich schlimmer / endloses Beben / Straßen-Segen / von wegen.

Juristisch beginnt ein Paragraphen-Leben / kannst selbst am Ast der Kindheit sägen / abwägen / ob die Strafmündigkeit doch noch reift / man begreift / dass Sicherheit durch Kampf verfliegt / die andere Seite nun noch öfter siegt / du vorher / nachher / der Verlierer bist / deine Vergangenheit vergisst / geht dein Weg Richtung Gitter / das ist sicher / bitter.

Die Straße bestimmte mein Leben / sollte mir das wiedergeben / was mir genommen / all die Zeit /

übrig blieb nur die Hoffnungslosigkeit /

streunte herum wie ein verlassenes Kind / ein beschriebenes Blatt im stürmischen  Wind /

für Schlagzeilen gut / mit verletztem Mut /

das Ghetto macht einsam / bringt Hunger nach Wut.

 

Text: S. Korbmacher (Copyright)

Musik: K. Bücklers (Copyright)

Hinweis: Das Lied ist bei kommerziellem Gebrauch GEMA-pflichtig.

Der Text steht auch zum Download zur Verfügung.
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